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  • AutorenbildSarah Mibus

Stammzellspender Dom: "Mir war direkt klar, dass ich das machen werde!"

Die Wahrscheinlichkeit als registrierter Stammzellspender zum Einsatz zu kommen, liegt nur bei ca. 1-2%. Und obwohl mittlerweile weltweit über 34 Millionen Menschen typisiert sind, wird für jeden 10.Patienten nicht der passende Spender gefunden. Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein - so einfach und so wichtig. Dom aus Köln kam letztes Jahr als Stammzellspender zum Einsatz und erzählt uns von dieser aufregenden Erfahrung..


Lieber Dom, Du konntest Stammzellen für einen Krebspatienten, Deinen genetischen Zwilling, spenden. Erinnerst Du Dich an den Tag, an dem die Nachricht bei Dir ankam, dass Du als Spender ausgesucht bist? Wann war das genau?

Das war im November 2018. Wenige Minuten bevor ich den Anruf der DKMS erhielt, bekam ich eine Nachricht meines kleinen Bruders, der schrieb, dass er als potentieller Stammzellenspender in Frage käme. Das war schon etwas verrückt. Ich nehme an, dass es sich hierbei um denselben Patienten handelte.


Stammzellspender Dom aus Köln

Was war Dein erster Gedanke, wie hast Du Dich gefühlt?

Mir war direkt klar, dass ich das machen werde. Ich war allerdings echt aufgeregt, da ich nicht wirklich wusste was mich genau erwarten würde.


Dann kamen ein paar Tests auf Dich zu. Erzähl uns davon.

Zuerst kam die Bluttypisierung. Hierfür musste ich meinen Hausarzt aufsuchen, der mir dann mehrere Blutproben entnahm. Die Blutproben haben wir dann an verschiedene Labore geschickt. Wenige Tage danach habe ich dann die Nachricht erhalten, dass ich als Stammzellenspender geeignet bin. Dann wurde ich in eine Privatklinik eingeladen, in der ich dann einmal komplett durchgecheckt wurde. Es wurden viele Tests vorgenommen, neben Blut- und Urinproben, wurden u.a. Ultraschallaufnahmen und ein EKG gemacht. Zudem habe ich einige Fragebögen ausfüllen müssen.


Wie viel Zeit lag zwischen der ersten Benachrichtigung, dass Du infrage kommst und Deiner Spende?

Das waren ungefähr vier bis fünf Wochen, die zwischen der Benachrichtigung und der Stammzellenspende lagen. Da der Zustand des Patienten recht kritisch war, ging das alles relativ schnell.


Der Tag der Stammzellenspende rückte näher. Wie hast Du Dich am Abend davor gefühlt?

Ich war echt aufgeregt und habe in der Nacht vor der Spende kaum ein Auge zubekommen.


Damit viele Zellen in Deinem Blut waren, musstest Du Medikamente nehmen. Wie war das? Hattest Du Nebenwirkungen?

In den fünf Tagen vor der Spende musste ich mir zweimal täglich eine Injektion verabreichen, die Injektionen mussten exakt alle 12 Stunden stattfinden. Da ich nicht in der Lage war mir selber eine Spritze zu setzen, hat das ein ambulanter Pflegedienst übernommen. In den fünf Tagen habe ich mich etwas angeschlagen gefühlt, vergleichbar mit einer leichten Grippe. Nach den Injektionen beziehungsweise der Spende hatte ich leider eine Zeit lang Unterleibsschmerzen, bei denen aber nicht klar war, ob sie im Zusammenhang mit der Spende stehen. Zum Glück sind diese aber nach ein paar Wochen von allein verschwunden.


Erzähl uns von dem Tag der Spende. Hattest Du Begleitung?

Auch wenn ich mittlerweile wusste was mich ungefähr erwartet und wie die Spende ablaufen wird, war ich schon ziemlich nervös. Ich denke das Gefühl kann man ein bisschen mit den Momenten vor einer großen Prüfung vergleichen. Leider war meine Begleitung an dem Tag verhindert, sodass ich mich allein auf den Weg Richtung Klinik gemacht habe. Dass ich an dem Tag keine Begleitung hatte war allerdings kein Problem, da sich das Team in der Klinik wirklich sehr liebevoll um mich gekümmert hat.


Welche Erinnerungen hast Du an die Spende selbst? Hattest Du Schmerzen oder war Dir unwohl?

Ich gehöre zu den Menschen, die bei Blutentnahmen nicht hinschauen können, daher war eine Blutstammzellenspende ehrlich gesagt schon eine Herausforderung für mich. Wenige Minuten nach dem Start der Apherese ließ die Nervosität dann aber nach. Die Spende dauerte dann ca. fünf Stunden, in denen ich mir die Zeit mit ein paar Filmen vertrieben habe. Gegen Ende der Spende war unklar, ob die Anzahl der gewonnen Stammzellen ausreicht. Als ich dann die Info erhielt, dass die Anzahl der Stammzellen genügt, war ich schon sehr erleichtert.


Wie hast Du Dich körperlich direkt nach der Spende gefühlt? Wann konntest Du wieder nach Hause?

Mir ging es eigentlich gut, ich war nur ziemlich erschöpft und ein wenig wackelig auf den Beinen. Daher bin ich noch eine Stunde zur Beobachtung in der Klinik geblieben und konnte mich dann von einem Freund abholen lassen.


Wann hast Du Dich wieder so gefühlt wie davor?

Leider hatte ich mit leichten Nachwirkungen zu kämpfen, die aber auch nicht wirklich dramatisch waren. So nach zwei bis drei Wochen war ich wieder fit.


Was ging in Deinen Gedanken vor? Konntest Du das fassen, dass Du vielleicht einem Menschen das Leben gerettet hast?

In dieser Zeit ging mir wirklich viel durch den Kopf. Auch wenn der Grund für die Spende ja sehr traurig ist, war ich einfach sehr dankbar eventuell helfen zu können. Das alles so richtig zu realisieren, hat dann schon eine ganze Weile gedauert.


Weißt Du die Eckdaten deines Patienten?

Ja, es handelt sich um einen Mann der über 30 Jahre alt ist und in Deutschland lebt.


Hast Du Kontakt zu Deinem genetischen Zwilling? Weißt Du wie es ihm geht?

Bisher hatten wir noch keinen Kontakt. Vor einigen Monaten habe ich einen Brief von der DKMS erhalten in dem stand, dass es dem Patienten den Umständen entsprechend gut geht und dass er die Klinik in der er behandelt wurde mittlerweile verlassen konnte. Das war ein ziemlich emotionaler Moment für mich, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich mich jemals über den Inhalt eines Briefes so gefreut habe.


Trefft Ihr Euch eines Tages?

Das weiß ich leider noch nicht.


Was hast Du aus diesem Kapitel für Dich gelernt?

Das ist eine gute Frage. Ich denke, ich habe für mich daraus gelernt, dass wir mit unseren Problemen nicht alleine sind und dass man auch in sehr schwierigen Situationen die Hoffnung nicht verlieren darf.


Würdest Du eines Tages noch mal spenden?

Ja, das würde ich auf jeden Fall machen.


Danke Dir für Deine Zeit und Offenheit. Alles Gute für Dich und Deinen Patienten!

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