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Sag mal.. wie lief das eigentlich alles ab?

Autorenbild: Sarah MibusSarah Mibus

Aktualisiert: 30. Sept. 2019

Wie viel Zeit vergeht eigentlich vom ersten Anruf bis zur Spende? Welche Risiken gibt es bei so einer OP? Tut das weh? Musstest Du für die Knochenmarkspende Urlaub nehmen? Wie werden die Spender auf alles vorbereitet und überhaupt: Wie lief das alles ab? Hier mein Erfahrungsbericht für Euch <3


Der erste Anruf der DKMS erreichte mich am 9.3. mit der dringenden Bitte, sofort zur Blutabnahme zu gehen. Bei der Registrierung mit den Wattestäbchen sieht man wohl erstmal nur eine grundsätzliche Übereinstimmung, im Blut wird dann noch mal gecheckt, ob man auch wirklich optimal zum Patienten passt. Ich schickte das Blut montags ein und noch in derselben Woche hatte ich die Antwort im Postfach: It’s a Match. Die DKMS bat mich, ab sofort nicht mehr Blutspenden zu gehen und sie von nun an über große Veränderungen (Auslandsaufenthalt etc.) zu informieren. Da stand: „Sie sind nun für Ihren Patienten reserviert.“ Ein bisschen wie ein Car2Go, dachte ich mir. Dann folgten einige Wochen, in denen ich abwarten musste. Das Timing für die Spende war nun vom Gesundheitszustand des Patienten abhängig. Ich konnte also nichts anderes tun außer mich gedulden und beten. Um die bestmöglichsten Zellen anzuliefern, verzichtete ich sofort auf Alkohol und Zigaretten – was allerdings niemals ein Arzt von mir gefordert hatte. Gesunde und frische Zellen zu liefern erschienen mir trotzdem eine gute Idee!


Ja, ich will! Sechs Wochen nach der Spende: happy und fit

Sechs Wochen nach dem ersten Anruf ging es dann endlich weiter! Die DKMS rief mich an und sagte mir, dass mein Patient Knochenmark bräuchte. In 80% der Fälle werden den Spendern Stammzellen entnommen, das läuft ab wie bei einer größeren Blutspende. Der Spender nimmt im Vorfeld Medikamente, damit besonders viele Zellen im Blut sind, die dann mit einer Maschine, wie bei einer Dialyse, raufgefiltert werden. Das restliche Blut läuft wieder in den anderen Arm zurück und nach ein paar Stunden darf man wieder nach Hause gehen, Vollnarkose ist nicht nötig. Nur in 20% der Fälle braucht der Patient Knochenmark, die Art der Transplantation wird vor allem bei Kindern und Jugendlichen angewandt. Die DKMS fragte mich also: „Frau Mibus, für die Knochenmarkentnahme müssten Sie zwei Tage ins Krankenhaus und unter Vollnarkose operiert werden. Wären Sie auch dafür bereit?“ Meine Antwort war klar: „Sie brauchen gesundes Knochenmark? Dann sind Sie bei mir richtig!“ Weiter haben meine Case-Managerin (die Mitarbeiterin der DKMS, die sich um die Organisation meiner Spende kümmerte) und ich in diesem Gespräch den Termin für die Voruntersuchung und auch schon für den OP Termin festgelegt, der dann auch nur wenige Wochen später war.


Die Voruntersuchung

Um die Sicherheit und Gesundheit der Spender zu garantieren, werden diese im Vorfeld noch mal richtig auf Herz und Nieren geprüft. Der Check-Up fand bei Cellex in Köln statt, hier werden auch die Knochenmark- und Stammzellentnahmen gemacht. Für die Voruntersuchung sollte ich einen halben Tag einplanen – die meisten Arbeitnehmer bekommen für diesen Tag wie auch für die Spende von ihrem Chef frei, als Selbstständiger kann man einen entstandenen Verdienstausfall bei der DKMS einreichen. Zuerst sah ich mir einen Infofilm an, indem das Prozedere erklärt wurde. Da ich im Vorfeld schon das ganze Internet zu dem Thema ausgelesen hatte, erfuhr ich nicht viel Neues, der Film war trotzdem schön. Im Wartebereich standen Getränke, Kaffee, Tee und richtig gute Snacks rum, alles umsonst. Ich musste ein paar Fragebögen ausfüllen und dann ging die Untersuchung los.


Herzfunktion: Bei einem kurzen EKG wurde meine Herzfunktion untersucht. Dafür bekommt man Stöpsel auf die Brust und muss nix machen. Das ging schnell und hat nicht weh getan. Easy!


Blutabnahme: Konnte ich noch nie hingucken. Pickst kurz, aber absolut machbar.


Urinprobe: Eyyyy, da muss ich ja wohl jetzt nichts zu schreiben, oder?


Ultraschall der inneren Organe: Davor hatte ich die meiste Angst. Denn der Gedanke, komplett durchleuchtet zu werden, gruselte mich. Was ist, wenn da was nicht in Ordnung ist? Der Arzt beruhigte mich und sagte, dass er tatsächlich mal bei einem Spender etwas gefunden hatte – und dieser aufgrund dieser Voruntersuchung schnell behandelt und wieder ganz gesund werden konnte.

Ich war trotzdem froh, als es vorbei war und in dem Bericht an meinen Hausarzt stand: „Wir sahen eine sportliche 32jährige Spenderin im guten Allgemein- und schlanken Ernährungszustand.“ Yes!


Medizinisches Vorgespräch: Kennt Ihr bestimmt, wenn man das erste Mal bei einem neuen Arzt ist. Was ist denn so mit dem Körper los? Welche Krankheiten hatte ich? Welche Krankheitsgeschichten gibt es in der Familie? Wie sieht es mit Medikamenten aus? Operationen? Allergien? Hier war auch Zeit und Raum für alle offenen Fragen und Gedanken.

Anästhesie Vorgespräch: Nach der Voruntersuchung bei Cellex ging ich in die Praxis des Anästhesie-Teams, die im gleichen Gebäude wie Cellex ist. Auch hier wurde noch einmal alles abgefragt und die Anästhesistin erklärte mir, dass es immer ein Restrisiko gibt, das aber aufgrund der gründlichen Untersuchung verschwindend gering sei.


Obwohl ich meine Bereitschaft zur Spende keine Sekunde anzweifelte und ich von allen Ärzten als komplett gesund und tauglich für diese OP erklärt wurde, hatte ich Angst. Die Knochenmarkspende sollte meine erste Vollnarkose sein – wem wäre da nicht mulmig zumute? Doch irgendwie schaffte ich es, meine Sorgen auszublenden.

Meine Schwester war vier Jahre alt, als sie an Leukämie erkrankte. Ich habe die ersten sieben Jahre meines Lebens gesehen, welches Leid der Krebs bei ihr und damit auch in meiner ganzen Familie verursachte. Diese Spende nicht anzutreten, stand für mich zu keinem Zeitpunkt zur Debatte. Wenn die einzige Medizin für einen fremden Menschen in meinem Beckenkamm steckt, dann ist es für mich eine Selbstverständlichkeit etwas abzugeben. Für meine Schwester gab es keine Hilfe und die Zeit bleibt bis heute das traurigste Kapitel für mich. Aber das kleine Mädchen, das mittlerweile mit meinem Knochenmark wieder gesund ist und zur Schule geht, das gibt es jetzt eben auch. Nächstes Jahr dürfen wir uns treffen und Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie aufgeregt und glücklich ich deswegen bin.


Wie die Knochenmarkentnahme selbst ablief, lest Ihr hier.


Ich würde jederzeit wieder spenden.


Alles Liebe,

Eure Sarah


Ps: Eine Nebenwirkung hatte die ganze Zeit doch! Alkohol und Zigaretten lasse ich bis heute komplett weg. Ich fühle mich nicht nur gesünder seitdem – ich bin es wahrscheinlich auch! Was gibt es schöneres als klare Gedanken in einer so schrägen Welt.

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