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  • AutorenbildSarah Mibus

Knochenmarkspende - tut das weh?

Aktualisiert: 7. Juni 2019

Aufregend ja - schmerzhaft nein! Mein kurzer persönlicher Erfahrungsbericht.

Nach der OP musste ich eine Woche lang täglich die Pflaster wechseln

Sechs Wochen nach dem ersten DKMS Anruf erhielt ich die Nachricht, dass mein genetischer Zwilling Knochenmark braucht. Obwohl ich im Vorfeld auf eine periphere Stammzellspende ohne Vollnarkose gehofft hatte, war für mich direkt klar: Das mache ich! Also lautete meine Antwort: „Sie brauchen Knochenmark? – Dann sind Sie bei mir richtig.“


Die meisten Entnahmen, rund 80%, werden über die periphere Stammzellspende entnommen. Das ist vergleichbar mit einer größeren Blutspende bzw. Blutwäsche, nach ein paar Stunden darf man wieder nach Hause gehen. Für die Knochenmarkspende ist ein kurzer Krankenhausaufenthalt nötig. Über Schmerzen oder OP habe ich dann nicht weiter nachgedacht. Ich musste selbst mit ansehen, welches Leid der Krebs bei meiner Schwester angerichtet hat - alles was da auf mich zukommen sollte, würde ich wohl irgendwie schaffen, so mein Gedanke.


In einer ausführlichen Voruntersuchung (mehr dazu bald hier auf dem Blog) wurde ich einmal komplett auf den Kopf gestellt. Nach vielen verschiedenen Untersuchungen schrieb der Arzt in meine Akte: "Wir sahen eine 32 jährige Spenderin in gutem Allgemein- und schlankem Ernährungszustand". Es blieb also ein Restrisiko der Vollnarkose und meine Aufregung. Vielleicht war auch ein bisschen Angst dabei, denn die Knochenmarkspende sollte meine erste OP werden. Und wie das so ist bei Dingen, die man noch nie gemacht hat, ist oft die Angst das Schlimmste daran.


Was genau ist eigentlich Knochenmark?

Das Knochenmark ist verantwortlich für die Bildung des Blutes. Es sieht dem normalen Blut sehr ähnlich, ist aber noch ein bisschen dunkler und auch dickflüssiger. Bei einem erwachsenen Menschen sitzt das Knochenmark überwiegend im Beckenkamm, das ist der obere Teil des Beckenknochens. Die meisten Entnahmen (so auch bei mir) erfolgen am hinteren Rücken direkt über dem Po. Diese beiden Stellen kann man ganz leicht mit den Händen tasten. Um das Knochenmark da rauszubekommen, muss der Knochen punktiert werden. Dazu benutzen die Ärzte Spezialnadeln um in den Knochen reinzubohren. Keine Angst, das klingt alles viel gruseliger als es ist. Der Knochen ist danach nicht gebrochen, das Gewebe wächst schnell wieder zusammen. Ein gesunder Körper kann das entnommene Knochenmark innerhalb weniger Wochen nachbilden.


Als mich die Pfleger runter in den OP brachten, war ich schon sehr durch den Wind. Vielleicht habe ich vor lauter Aufregung die ein oder andere Träne geweint. Ich hatte zuvor noch nie eine Vollnarkose gehabt und hatte einfach Angst. Die Pfleger beruhigten mich aber mit lieben Worten und mit dem Anästhesie-Assistenten habe ich dann direkt per Handschlag verhandelt, dass er während der gesamten OP meine Hand hält. Ob er dem Versprechen wirklich nachgekommen ist, habe ich nie erfahren, denn im nächsten Moment kam die Anästhesistin rein und schaltete mich einfach aus! Ich hatte zuvor immer wieder Geschichten gehört, wie man bei einer Vollnarkose langsam von 10 runterzählen soll oder man so ganz gemütlich langsam einschläft. Das traf bei mir nicht zu. Ich war dann einfach mal weg. Licht aus!


Die OP dauerte insgesamt nur 25 Minuten. Als ich aufwachte, spürte ich direkt den Sandsack auf dem ich lag. Der war dazu da, gegen die Einstichstellen zu drücken, damit es nicht zu Nachblutungen kam. Ich war erleichtert und glücklich und hatte vor allem eins: DURST. Es war mittlerweile früher Nachmittag und am Abend davor durfte ich mein letztes Glas Wasser trinken. Die Pflegerinnen im Aufwachraum kümmerten sich um mich, überprüften meine Werte, erklärten mir wie gut alles gelaufen sei und füllten immer wieder meinen Wasserbecher auf. Dann wurde ich wieder hoch in mein Zimmer gebracht, wo zwei Freunde auf mich warteten. Nach einem Liter kalten Apfelsaft und einem Kaffee war ich ziemlich schnell wieder ziemlich klar im Kopf. Essen durfte ich auch direkt. Der Sandsack wurde entfernt, Schmerzen an den Einstichstellen hatte ich gar keine - allerdings fühlte ich mich ziemlich schwach und erschöpft. Kein Wunder, die Ärzte hatten mir knapp einen Liter Knochenmark abgezapft. Das ist wie eine größere Blutspende, da Knochenmark ja auch eine Form von Blut ist. In Kombination mit der Vollnarkose und natürlich der ganzen Aufregung war ich einfach sehr ausgelaugt und brauchte Hilfe, als ich das erste Mal ins Bad musste.


Zwar boten die Ärzte mir Schmerzmittel an, die brauchte ich aber nicht, da mir nichts weh tat. Natürlich war die Beckenpartie, wo das Knochenmark mit zwei Nadeln entnommen wurde, super empfindlich - klar, da hatten die Ärzte mir ja auch in den Knochen für stechen müssen. Das Gefühl erinnerte mich daran, wie es ist, wenn man beim Sport oder beim Yoga mal übertrieben hat und dann am nächsten Tag ein Ziehen im unteren Rücken spürt. Absolut aushaltbar.

Ich drehte mich auf den Bauch und guckte eine Folge Sturm der Liebe (das beruhigt mich immer und dabei kann ich gut einschlafen). In dieser Position merkte ich dann gar nichts mehr, von dem was da gerade passiert war. Am nächsten Tag war ich noch ein wenig wackelig auf den Beinen, durfte aber wieder nach Hause gehen. Ab da an ging es mit jedem Tag wieder besser (wie sich die OP und die Spende auf meine sportliche Kondition ausgewirkt hat, könnt Ihr demnächst hier lesen). Eine Woche lang musste ich täglich die Pflaster an den Einstichstellen wechseln und durfte nicht baden. Heute, gut ein Jahr später, sind nur noch gaaaaanz kleine Punkte zu erkennen und auch nur wenn man ganz genau hinguckt und bis heute hat noch keiner Beschwerde eingereicht ;)


Jeder Körper ist unterschiedlich. Meiner hat die Vollnarkose und die Knochenmarkentnahme sehr gut verkraftet. Selbstverständlich würde ich jederzeit wieder spenden.



Geschichten über Knochenmark- und Stammzellspenden

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