„Aber Sarah, ich habe doch nur Haare gespendet und kein Knochenmark. Also das ist ja wohl weit entfernt von Leben retten“, sagt Marco zu mir am Telefon, als ich ihm von meinem Blog erzähle und frage, ob er Lust hätte, mir ein Interview über seine Haarspende zu geben. Ich finde seine Aktion und seinen Einsatz so bewundernswert, dass ich Euch hier unbedingt davon erzählen möchte.
Lieber Marco, Du hast Deine langen Haare abschneiden lassen, damit daraus Perücken für krebskranke Kinder gefertigt werden können. Wann kam Dir die Idee dazu?
Ich arbeite als Polizist und war mal wieder in Uniform auf Streife unterwegs. Dabei komme ich oft und gerne mit Leuten ins Gespräch. So auch an diesem einen Tag, als ich eine Mutter mit ihrer Tochter auf der Straße kennenlernte. Wir kamen ins Quatschen und ich bemerkte, die Kleine hatte keine Augenbrauen. Also fragte ich nach, was mit ihr los sei. Da erzählte die Mutter, dass sie gerade die zweite Chemotherapie hinter sich hätte, die sehr heftig war. Dadurch sind dem Mädchen alle Haare ausgefallen und eben auch die Augenbrauen. Vor ein paar Tagen hatte sie endlich eine Echthaarperücke von gespendeten Haaren bekommen. Die Kleine war einfach nur überglücklich um dieses Stück Normalität. Diese Begegnung hat mich so bewegt, ich habe mich noch am gleichen Tag darüber informiert, wie man Haare spenden kann.
Haare wachsen zu lassen kann ja ganz schön dauern. Wie lange musstest Du warten, bis es zur Spende kam?
Meine Haare waren damals ungefähr 8 Zentimeter lang. Für mich war ab dem Tag, als ich das Mädchen traf, klar, dass ich auch so helfen will! Also habe ich durchgezogen, bis meine Haare auf 33 Zentimeter gewachsen waren. Dafür habe ich gut 1,5 Jahre gebraucht.
Dann ging es zum Frisör – war es nicht doch ein wenig schwer für Dich als der mit der Schere anrückte?
Ich glaube, das Gefühl kennt jeder, der sich schon mal lange Haare hat abscheiden lassen: Es war total ungewohnt und irgendwie merkt man das total, dass weniger Volumen an einem dran ist. Aber sehr traurig war ich eigentlich nicht. Ich wusste ja, dass es für eine gute Sache ist. Mein Frisör wusste bis zu diesem Tag übrigens gar nichts über mögliche Haarspenden. Der hat erstmal gelacht und fand die Aktion auch super!
Was hat Deine Frau zur optischen Radikalveränderung gesagt?
Meiner Frau gefällt glücklicherweise beides. Sonst wäre ich ja nicht nur meine Haare losgeworden, sondern auch meine Frau (lacht).
Wo hast Du die Haare dann hingeschickt?
Als ich mich über die Haarspende im Internet informiert habe, bin ich auf einen Artikel über eine Frau hier in Augsburg gestoßen, die sich alle zwei Jahre die Haare abschneidet und nach Hamburg zu einer Haarwerkstatt bringt. Dort arbeiten alle ehrenamtlich und fertigen die Perücken für bedürftige Kinder an. Ich habe meine Haare dann zu ihr gebracht, sie hat sich netterweise um alles Weitere gekümmert.
Jetzt sind meine Haare in der Werkstatt. Ich habe meine Daten hinterlassen und der oder die Empfänger/in kann sich dann sogar bei mir melden. Das ist freiwillig.
Möchtest Du Deine Haar-Aktion wiederholen?
Auf jeden Fall! Ab Winteranfang werde ich wieder wachsen lassen. Mein Cousin fand das auch so super, der ist auch dabei!
Kannst Du uns beschreiben, was das Schöne am Helfen ist?
Ich habe selbst zwei kleine Mädels, die haben auch beide lange Haare. Sie spielen so oft damit, machen sich gegenseitig Frisuren und lieben das einfach. Richtig stolz sind sie auf ihre Haare. Wenn sie die verlieren würden, dann wäre das ein Stück Lebensfreude und Lebensqualität. Mich kosten meine Haare gar nichts – und ich kann damit jemandem was geben, was man nur schwer in Geld aufwiegen kann. Die wachsen kostenlos wieder nach. So wie bei Dir das Knochenmark! Ich glaube, viele Leute haben Schiss vor dem Wort „Spende“, weil sie denken, sie müssen was hergeben. Im Endeffekt teilst Du ja nur.
Vielen Dank, Marco! Alles Liebe für Dich und Deine Familie.
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